Agrarökologie statt „klimasmarter“ Landwirtschaft
Am 30. November 2015 beginnt die UN-Klimakonferenz (COP21) in Paris. Diese Vertragsstaatenkonferenz findet jährlich statt und ist das höchste Gremium der Klimarahmenkonvention (UNFCCC). Dieses Jahr soll ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für alle 194 Mitgliedstaaten als Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll vereinbart werden.
Dazu ist das gemeine Positionspapier „Der Weg zu einer klimagerechten Zukunft“ von VENRO und der Klima-Allianz Deutschland bereits erschienen. Zehn Wochen vor Beginn der Konferenz veröffentlichten über 350 NRO die Erklärung „Don’t be fooled!“, in der sie vor der sogenannten „klimasmarten“ Landwirtschaft warnten und sich für das Konzept der Agrarökologie aussprachen.
Die Unterzeichner forderten politische Entscheidungsträger dazu auf, die „Climate-Smart Agriculture“ (CSA) auf der UN-Klimakonferenz zurückzuweisen, da sie nicht zur Förderung von Klimaschutz und Ernährungssicherheit beitrage und eine Verbesserung der jetzigen Landwirtschafts- und Ernährungssysteme sogar erschwere.
Als „klimasmart“ wird ein Ansatz bezeichnet, der Aktionen zur Transformation und Neuorientierung des landwirtschaftlichen Systems helfend anleitet. Dies soll Entwicklung und Ernährungssicherheit in einem sich wandelnden Klima effektiv und nachhaltig unterstützen. Hierunter können auch umweltschädliche Handlungen verkauft werden, da das Konzept keine klaren Definitionen, Kriterien oder Standards vorgibt. Somit sei CSA ein rein politisch motivierter Begriff, der behauptet, alle Formen von Landwirtschaft einzubeziehen, doch dabei vergisst einzugrenzen, was klimasmarte Landwirtschaft sein kann oder nicht sein kann.
Die Global Alliance for Climate Smart Agriculture, Verfasser des Konzepts, steht hierbei ebenfalls in der Kritik: Unter den zurzeit 100 Mitgliedern seien zu viele Industrienationen und von den Mitgliederfirmen kommen 60 Prozent aus der Düngemittelindustrie. Die Allianz ist keiner UN-Struktur Rechenschaft schuldig. Transnationale Firmen wie Monsanto, Walmart oder McDonalds, welche häufig in der Kritik stehen, haben bereits eigene klimasmarte Programme entworfen.
Das internationale Bündnis der Zivilgesellschaft sieht den Klimawandel als dringendste Bedrohung und die CSA als nicht geeignet, diesen aufzuhalten. Deshalb drängt es die Teilnehmer der diesjährigen COP, weder das Konzept der klimasmarten Landwirtschaft als eine Lösung hinsichtlich des Klimawandels in die Agenda aufzunehmen, noch irgendeine andere Initiative, die den gleichen Ansatz verfolgt.
Stattdessen befürworten die Unterzeichner die Verstärkung einer Agrarökologie. Dies ist ein holistischer, landwirtschaftlicher Ansatz, welcher auf eine Verbesserung der Agrarökosysteme durch Nutzung der lokal verfügbaren natürlichen Ressourcen und Wiederverwertung abzielt statt auf die Abhängigkeit von externen Inputs. Durch die Förderung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und Familienbetrieben wird sich auf traditionelles Wissen und Innovationen der Bauern berufen mit dem Ziel, die Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Die Resilienz der Bauern gegenüber dem Klimawandel würde gestärkt. Außerdem argumentieren die NRO mit der Erfüllung des Menschenrechts auf angemessene Ernährung. Agrarökologie sollte auf der UN-Klimakonferenz als weltweite Basis für weitere Strategien festgelegt werden, um so Klimaschutz und Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
„Statt also den alten Wein der industriellen Intensivierung in neue Schläuche namens „Climate-Smart Agriculture“ zu füllen, sollten Regierungen, Hilfswerke und internationale Organisationen endlich agrarökologische Prinzipien zur Leitlinie für eine neue Landwirtschaftspolitik machen.“, so Eike Zaumseil, Referent für Klima und Landwirtschaft bei Brot für die Welt, welche ebenfalls zu den Unterzeichnern gehört. Durch den Klimawandel würde „die industrielle Landwirtschaft zum Auslaufmodell, ganz egal mit welchen Begriffen sie sich tarnt. Die politischen Entscheidungsträger/-innen müssen endlich echte Lösungswege für eine zukunftsfähige Landwirtschaft einschlagen.“
Quelle: Projekt "Deine Stimme gegen Armut - Entwicklung braucht Beteiligung"