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Mai 23 2015

Der Not in anderen Menschen begegnen

Am 23. Mai wird Oscar Romero in seiner Bischofsstadt San Salvador seliggesprochen. 1980 ist Romero am Altar einer Kapelle in San Salvador von einem bezahlten Scharfschützen ermordet worden. Er galt als unbequemer Streiter für die Gerechtigkeit, als Anwalt der Armen. Der Seligsprechungsprozess läuft bereits seit 1990. Weshalb hat sich das so lange hingezogen?

Die Gründe sind wohl politisch: Lange war die ARENA-Partei an der Regierung in El Salvador. Ihr Gründer hatte den Mord in Auftrag gegeben. Es wäre ein Skandal gewesen, hätte man den Regierungsvertreter bei einer frühzeitigen Seligsprechungsfeier begrüßen müssen. Andererseits wurde in San Salvador der Prozess vom zweiten Nachfolger Romeros gebremst, Erzbischof Sáenz Lacalle vom Opus Dei. Durch ihn kam es über lange Jahre zur absurden Situation, dass in der Kathedrale der Bischof eine trockene, formell richtige Liturgie feierte, ohne von Romero zu reden oder sich auf sein Erbe zu beziehen, und in der Unterkirche der Kathedrale, wo das Grab Romeros ist, die Basisgemeinden jeden Sonntag zusammen kamen und ihren Glauben und Eucharistie feierten. In Wirklichkeit zwei Kirchen mit gegensätzlichen Ausrichtungen.

Hat auch der lange wütende Bürgerkrieg zum Stocken des Seligsprechungsprozesses beigetragen?
Richtig, man wollte zur Beruhigung des Konflikts nicht viel Aufsehen erregen. Wichtige Vorarbeiten wurden trotzdem vom Jesuiten Jon Sobrino, einem wichtigen Befreiungstheologen, und seinen Mitbrüdern an der Jesuitenuniversität geleistet. Dieses Engagement war ja so ärgerlich für die Mächtigen, dass fünf dieser Jesuiten im November 1989 ermordet wurden, gerade auch wegen ihrer Arbeit im Sinne Romeros. Schließlich stellten die kirchlichen Gegner Romeros die Frage, ob man denn tatsächlich von einem Martyrium reden kann. Sie behaupteten, dass Romero wegen seines politischen Engagements ermordet wurde, nicht wegen seines Glaubens. Das hat erst Papst Franziskus vor kurzem geklärt im Sinne, dass es sich um Martyrium handelt.

Für die Menschen in El Salvador und ganz Lateinamerika ist Oscar Romeo längst ein Heiliger. Warum eigentlich, galt er doch zu Beginn seiner Amtszeit als konservativ und unpolitisch?
In den Basisgemeinden ist Romero ein großes Vorbild, weil er sich zu den Armen hingewandt und sich für sie eingesetzt hat. Richtig, anfangs galt er als konservativ und unproblematisch. Er wurde Bischof von San Salvador, weil man dort einen unpolitischen Bischof wollte, der sich aus dem Konflikt heraushält oder wenigstens Regierung und Militär nicht hinterfragt. Mit der Ermordung des Jesuiten Rutilio Grande im Jahr 1977 kam es dann zu einem Ereignis, das manchmal als die „Bekehrung Romeros“ bezeichnet wird. Jon Sobrino sagt davon, dass es keine Bekehrung war, sondern dass Romero bei dieser Totenwache klar geworden sei, in welcher Welt er lebe. Da sei ihm aufgegangen, wie er seine Christusnachfolge ausrichten müsse: Dass also der konkrete Christus, den er sein Leben lang gesucht hat, in den verschleppten, verfolgten und ermordeten Kleinbauern, Studenten und Arbeitern anwesend ist.

Romero hat sich also nicht bewusst entschlossen, Befreiungstheologe zu werden, sondern sein politisches Handeln hat sich ergeben, weil er versuchte, in einer konkreten Situation den prophetischen und kritischen Blick Jesu einzunehmen.
Ich würde Romero nicht als Befreiungstheologen bezeichnen. Er war ein guter Hirte, ein Seelsorger. Seine Theologie war eher gewöhnlich, gut gegründet, gesund, aber offen genug, um in der konkreten Situation eine Herausforderung annehmen zu können. Bei den Basisgemeinden ist dieses Engagement in der konkreten Situation gut angekommen: Dass er sich eingesetzt hat für die Unterdrückten, dass er sich auf das alltägliche Schicksal der Leute bezogen hat, dass er zu den Leuten gegangen ist, zu den campesinos, zu den Frauen. Dass er es schließlich auch gewagt hat, sich dem Militär zu widersetzen. Darum hat man ihn sich zum Vorbild genommen und ihn als einen Heiligen verehrt.

Oscar Romero verstand sich als Anwalt der Armen. Auch für die Steyler Missionare hat der Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten oberste Priorität. Welche Schnittmengen zwischen ihm und den Steylern gibt es sonst noch?
Romero wurde zu einem Anwalt der Armen in einer Situation, in der diesen Armen nicht nur das nackte Leben und die Lebensmöglichkeiten tagtäglich genommen wurden. Es war ihnen auch nicht möglich, sich für eine Veränderung ihrer Situation zu organisieren. In solchen Situationen ist es sinnvoll, sich auch als „Anwalt“ von Armen zu positionieren. Wir Steyler suchen nach Möglichkeiten, zusammen mit den Armen und Ausgegrenzten die Welt zu verändern. Selbstkritisch könnte man sagen, dass wir noch mehr danach streben könnten, uns im öffentlichen Raum zu positionieren und wie der Heilige Romero politisch zu wirken. Wir belassen es oft bei Hilfeleistungen und Projekten für Arme. 

Romeros Beispiel könnte also die Steyler und andere zu einem aus dem Glauben motivierten, politischen Handeln motivieren?
Ja. Das beste aktuelle Beispiel für einen kreativen und provokativen Propheten ist Papst Franziskus. Er ist kein Theologe, aber er kann seine traditionell jesuitische Spiritualität so formulieren und anwenden, dass er zum Beispiel das Schicksal der Flüchtlinge in Lampedusa ungeniert im Europaparlament anprangert. Genau wie der Papst kann auch Oscar Romero für uns Steyler eine Ermutigung sein, unseren Glauben und unsere Sorge und Begleitung von Menschen in Pfarreien und Gemeinden ernst zu nehmen. Es geht darum, im Not leidenden Menschen dem Herrn selbst zu begegnen und ihm dort zu dienen – auch wenn das bedeutet, über die vorgegebenen Normen und Beschränkungen der Kirche hinausgehen zu müssen.

Kann auch Romeros bescheidener Lebensstil inspirieren?
Mich hat recht beeindruckt, als ich die kleine Wohnung Romeros in San Salvador besuchen konnte, wie schlicht Romero gelebt hat. Es ist ja bekannt: Wenn ihn einer seiner Priester besuchte und es zu spät wurde, als dass man noch auf die Straße hätte gehen können, ließ er den Mitbruder in seinem Bett schlafen und legte sich selber in eine Hängematte im Büro. Der Erzbischof in der Hängematte und sein Mitarbeiter im Bett! So ein Lebensstil hätte wohl auch bei uns Steylern oft eine hohe Wertschätzung. Viele von uns leben sehr einfach. Für uns alle ist eine solche Solidarität ein wichtiges Element der Spiritualität und Lebenshaltung.

Die Christliche Initiative Romero bezeichnet Oscar Romero als Propheten, der Sand im Getriebe seiner Gesellschaft war. Inwieweit hat Sie sein Wirken persönlich in Ihrem Tun als Missionar geprägt?
Romero war während meiner Zeit in Südamerika eine Bestärkung dafür, dass auch ich die Option für die Armen zur Perspektive und Ausrichtung meiner Arbeit gemacht habe. Durch Romero ist mir klar geworden, was es heißt, von der eigenen konkreten Position in der Gesellschaft aus zu wirken. Von der Religion und der Kirche wird ja immer wieder erwartet, dass sie zu einem reibungslosen Funktionieren der Gesellschaft beiträgt, indem sie etwa durch Mildtätigkeit einige Perversionen der gesellschaftlichen Ordnung – oder besser Unordnung – ausgleicht. Mit Romero ist klar, dass man sich als Jünger Jesu auch noch einmal nach der gesamten Struktur und Ausrichtung unserer Gesellschaft fragen muss, statt bloß Gleitmittel im Getriebe der Gesellschaft zu sein. Romero hat dem Rad mächtig in die Speichen gegriffen, als er am Tag vor seiner Ermordung von der Kanzel rief: „Ich wende mich an die Soldaten unseres Landes und ich bitte euch, ich beschwöre euch, ich befehle euch: Hört auf mit der Repression!“ Das war sein Todesurteil, er wurde vom Getriebe des Systems zermalmt, wenigstens zunächst einmal. Und gerade damit ist Romero ein drängendes Beispiel dafür, wie christliches Leben ausschauen soll.

Pater Christian Tauchner SVD stammt aus Österreich. Von 1982 bis 2005 war er in Ecuador tätig, anschließend im Zeitschriftenbereich in Österreich. Seit 2014 ist er Mitarbeiter am Steyler Missionswissenschaftlichen Institut in Sankt Augustin.

Quelle: Steyler Ethik Bank (Missionsbank)

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